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Was Wehrle will.


In der sportlichen Abteilung des VfB Stuttgart ist nur eines so sicher wie ein frühes Gegentor: nichts ist sicher. Ob ein neuer Trainer kommt oder der Co-Trainer Cheftrainer wird: „Schauen wir mal.“. Ob der Sportdirektor über den kommenden Sommer Sportdirektor bleibt: „Wir klären das in der Winterpause.“.


Soviel Unsicherheit war selbst an der Mercedesstraße selten und Situationen wie diese verlangen in der Regel nach Führung durch das Führungspersonal, sprich, durch den Vorstandsvorsitzenden Alexander Wehrle. Der ist trotz allem Tohuwabohu erstaunlich still in diesen Zeiten, was ihm der eine oder andere als Führungsschwäche auslegen mag oder gar als Planlosigkeit. Dabei liegen Wehrles Pläne auf der Hand, allein, die Mannschaft spielt nicht mit.


Aber eines nach dem anderen. Es ist der 29.10., der 12. Spieltag steht vor der Tür und der VfB mal wieder weit unten. Mit dem beinahe kampflos hergegebenen 0:5 in Dortmund im Rücken steht weiß-rot auf dem 16. Platz. Gerade 8 Punkte aus 11 Spielen sind auf dem Konto. Selbst der bei den eher lauten Teilen der Fans petitionsunterstützte Sven Mislintat beginnt, medial wie stimmungstechnisch, Gegenwind zu bekommen. Jetzt noch gegen Augsburg verlieren, unter Umständen Plätze mit Bochum tauschen und auf dem direkten Abstiegspatz landen, die perfekte Grundlage wäre da um sich lautlos und unter großem Zuspruch vom unliebsamen Sportdirektor zu trennen.


Um den roten Teppich für die Mission noch ein bisschen flauschiger auszulegen tut noch etwas mehr Druck gut, als eh schon von außen vorhanden. Also gibt sich Wehrle exakt einen Tag vor dem wichtigen Spiel selbst ein Interview, auf vfb.de, da werden schon keine kritischen Fragen gestellt. Dort lässt er sich in Sachen Sportdirektor wie folgt zitieren: „Auch der Fahrplan mit Sven Mislintat in Sachen Vertragsverhandlungen ist klar besprochen“, um dann mit dem Satz zu beschließen: „Entscheidungen im Fußball werden durch Ergebnisse beurteilt. Die besten Argumente liefert man auf dem Platz.“ Perfekt. Jetzt nur noch verlieren und unter geschäftsmäßigem Bedauern die „Reißleine“ ziehen. „Adios Mislintat“, ab nach Ibiza, wo sich dieser sowieso bereits ein Domizil ganz in der Nähe vom von ihm installierten VfB-Scout Uli Schier gekauft hat, der auf der Insel lebt.


Blöd nur: die Mannschaft gewinnt 2:1, Stuttgart feiert und der Sportdirektor, ganz Genießer, schweigt nach dem Spiel zum ersten Mal Im Pressebereich. Aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben. Gegen Gladbach wurde schon wieder verloren, alles andere als zwei Kantersiege gegen die Hertha und in Leverkusen und Sven Mislintat ist beim VfB Stuttgart Geschichte.


Die Nachfolgestruktur steht bereits in den Startlöchern, von Wehrle höchstpersönlich akquiriert: Christian Gentner wird am 1. Januar Leiter der Lizenzspielerabteilung und Sami Khedira, mindestens mittelfristig, Sportvorstand. Zumindest wird er mit Ankündigung und allem medialen Drum und Dran auf die Aufgabe hingeführt. Oder glaubt irgendjemand ernsthaft, dass sich Khedira die Zeit bei Freundschaftsspielen und Trainingseinheiten um die Ohren schlägt, nur um „den Vorstandsvorsitzenden in sportlichen Fragen zu beraten“? Natürlich nicht.


Vom Ex-Nationalspieler ist aus dem Clubzentrum übrigens vertrauenswürdig überliefert, er habe über Mislintat gesagt: „Mit diesem A.....och setze ich mich nicht mehr an einen Tisch.“. Und das passt sehr gut zum Vorstandsvorsitzenden, der wiederum angeblich in Wochen, trotz ca. 30m Luftlinie zwischen den Arbeitsplätzen, keinen Termin fand, um Mislintat über die Anstellung eines neuen Vorgesetzten (Gentner) und zweier sportlicher Berater (Khedira und Lahm) zu informieren.


Mit dem Weggang von Sven Mislintat begänne beim VfB eine Ära, die sich große Teile der VfB-Anhängerschaft seit Jahren wünschen: eine sportliche Führungsriege, tief verwurzelt in der Geschichte des VfB, identifikationsstiftend und trotzdem mit überregionaler Strahlkraft. Und wer sich an der eventuell mangelnden Kompetenz von Sami Khedira als Sportvorstand stört, der sei an einen gewissen Thomas Hitzlsperger erinnert. Der wurde aus dem Nichts Sportvorstand und später sogar Vorstandvorsitzender und war, jedenfalls bis zum berühmten offenen Brief in Sachen Präsidentschaft, über alle Grenzen hinweg sehr beliebt und anerkannt.


P.S.: Eventuelle Interviews der Presse in den kommenden Tagen zum erwähnten „A....loch-Zitat“ oder Wehrles Plänen werden von den Protagonisten ungefähr so beantwortet werden: „arbeiten konstruktiv zusammen“, „es geht nicht um Personen“, „über allem steht der VfB“, „ich will immer, dass die Mannschaft gewinnt“, „völlig aus der Luft gegriffen“. Wait for it ;-)

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